Newsletter Hamburger Expertenkreis – Ausgabe 2024

Das Mikrobiom verändert sich bei CED-Risikopersonen lange vor dem Ausbruch der Krankheit. Als Auslöser stehen spezifische Bakterien in Verdacht, die in Interaktion mit dem Immunsystem stehen. Neue Erkenntnisse berichtet prof. dr. Bas Oldenburg, Universität Utrecht.

Die Rolle des Mikrobioms bei der Pathogenese von CED ist trotz intensiver Forschung nicht geklärt. Man weiß, dass es sich bei CED-Betroffenen und Gesunden unterscheidet, doch wann die Veränderungen auftreten, war bislang unbekannt. Zwei große Studien belegen nun, dass das Mikrobiom bei CED-Risikopersonen bereits vor der Diagnose verändert ist und damit als Ursache in Frage kommt. Für das kanadische CCC-GEM-Projekt* wurden 5.000 gesunde Geschwister oder Kinder von Menschen mit Morbus Crohn rekrutiert. Von ihnen sind seit Studienbeginn 2008 mehr als 100 neu an Morbus Crohn erkrankt. Deren Mikrobiomprofile unterschieden sich lange vor dem Krankheitsausbruch von denen, die gesund blieben, und gingen mit einer gestörten Darmbarriere einher.1

Mikrobiota ändert sich vor CED-Ausbruch

Einen anderen Ansatz hat die niederländische CED-Zwillingsstudie.2 Dafür wurden Stuhlproben von 99 CED-dis- und konkordanten Zwillingen, 99 nicht verwandten CED-Betroffenen und 495 gesunden Kontrollen metagenomisch untersucht und die Ergebnisse verglichen. Zwillinge sind ideal, um das Mikrobiom bei CED zu erforschen. Sie teilen die gleiche Genetik und Umwelt, sodass diese Faktoren ausgeschlossen werden können. Zudem hat der gesunde von diskordanten Zwillingspaaren ein erhöhtes Erkrankungsrisiko: Für Morbus Crohn beträgt die Konkordanzrate 64 %, für Colitis ulcerosa 28 %.
Bei den diskordanten Zwillingen ähnelten sich die Mikrobiomprofile in puncto Häufigkeit der anwesenden Spezies und deren Metabolismus, unterschieden sich aber von den gesunden Kontrollen und nicht verwandten CED-Betroffenen. Das bedeutet, dass Mikrobiota-Veränderungen bei Personen mit erhöhtem CED-Risiko, wie den gesunden Zwillingen, der Krankheit vorangehen und an der Pathogenese beteiligt sein könnten.2

Fazit für die Praxis

Derzeit werden Pathobionten in der Mikrobiota und ihre Interaktionen mit dem Immunsystem erforscht. Dabei steht das vom Immunsystem produzierte Immunglobulin A (IgA) im Fokus, das die Mikrobiota kontrolliert. Es kann sich gegen spezifi sche Bakterien richten und ist auf deren Oberfläche nachweisbar (coating). Im Mausmodell lösten Bakterien mit IgA-Coating eine schwere Kolitis aus.3 Auch bei den diskordanten Zwillingen der Zwillingsstudie waren sie mit CED assoziiert.4

Prof. Dr. Bas Oldenburg

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* CCC-GEM-Projekt: Crohn’s and Colitis Canada Genetic, Environmental, Microbial

Literatur:

1 Leibovithzh H et al. Gastroenterology. 2022; 163(5): 1364-76.
2
Brand E et al. Gastroenterology. 2021; 160(6): 1970-85.
3
De Zoete et al. Cell. 2014; 158(5): 1000-10.
4
Brand E et al. Journal of Crohn’s and Colitis. 2020; 14 (Supplement_1): S010–S011.

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