Sonder-Newsletter ECCO 2021
Berichte aus Forschung und Praxis – kompakt zusammengefasst
Fortschritte im Patienten-Spender-Matching und der autologe Mikrobiota-Transfer bieten Perspektiven für einen effektiveren Einsatz des fäkalen Mikrobiota-Transfers (FMT) bei CED-Patienten.
Filgotinib:
Symptomverbesserung und anhaltende Remission
Der FMT ist bei Patienten mit rezidivierenden Clostridioides-difficile-Infektionen (rCDI) eine hocheffektive Therapie mit Heilungsraten von über 95 %. Bei CED sind die Remissionsraten deutlich niedriger; sie liegen bei Colitis ulcerosa bei knapp 40 %, bei Morbus Crohn bei ca. 48 %. Die Ursache für die unterschiedlichen Ansprechraten liegt in der Natur der Erkrankungen: Während CDI durch ein definiertes, bekanntes Pathogen verursacht werden, ist die Genese von CED komplex und wird von der Genetik, vom Lebensstil und weiteren Faktoren beeinflusst. Bei komplexen Erkrankungen und einfachen Infektionskrankheiten dieselbe Therapie anzuwenden, ist problematisch: Bei CDI verdrängen die via FMT übertragenen Mikroorganismen das Pathogen und ermöglichen die Rückkehr zu gesunden Verhältnissen. Bei CED treffen die Mikroorganismen des FMT auf einen genetisch geprägten Hintergrund, der die Patienten für die Erkrankung prädisponiert, Dysbiose und Inflammation verursacht und die Kolonisation erschwert.
FMT: Erfolg vorhersagbar
Dennoch ist der FMT auch künftig eine Therapieoption bei CED – vorausgesetzt, die Strategien berücksichtigen neue Forschungserkenntnisse. Man weiß, dass die Mikrobiota bei CED-Patienten weniger divers ist und mehr opportunistische Pathogene enthält als bei Gesunden und dass die Erhöhung der Diversität die Kolonisationsresistenz stärkt. Ob dieses Ziel mittels FMT erreicht wird, ist kein Zufall, sondern hängt von der Zusammensetzung der Spender-Mikrobiota ab und ist vorhersagbar. Es wurden bereits Stämme identifiziert, die leichter übertragbar sind als andere und nach einem FMT beim Empfänger dominieren. Zudem weist eine Studie mit Morbus-Crohn-Patienten darauf hin, dass einige Stämme mit Remission assoziiert sind, während andere mit Resistenz oder einem Rückfall verbunden sind.
Verbessertes Patienten-Spender-Matching
Um die Erfolgschancen eines FMT bei CEDPatienten zu erhöhen, sind zwei Wege denkbar. Eine Option ist ein verbessertes Matching zwischen Patienten und Spendern. Dafür sind Fortschritte im Bereich der Präzisionsmedizin notwendig: Auf der Basis publizierter Daten werden Machine-Learning-Algorithmen generiert, um passende Spender auszuwählen. Es ist wichtig, die Mikrobiomanalysen auf Stammebene durchzuführen, um Vorhersagen treffen zu können, welche Spenderbakterien den Patienten helfen, sich zu erholen bzw. einen Rückfall zu verhindern. Das bedeutet, dass generell von Patienten und Stuhlbankproben Mikrobiomanalysen auf Stammebene vorliegen müssten; das ist teuer und noch Zukunftsmusik, aber eine Option für künftige Studien.
Autologer fäkaler Mikrobiota-Transfer
Ein zweiter Weg ist der autologe fäkale Mikrobiota-Transfer (auto-FMT). Hintergrund ist die Beobachtung, dass die Mikrobiota bei CED-Patienten in Remission diverser ist als im akuten Schub. Ein auto-FMT ist Erfolg versprechend, da die Proben an den genetischen Hintergrund des Patienten angepasst sind; das Patienten-Spender-Matching ist in diesen Fällen perfekt. Stuhlproben von Patienten in Remission könnten bei einem erneuten Schub verwendet werden.
Fazit für die Praxis
Bis ein verbessertes Patienten-Spender-Matching in der Praxis möglich ist, ist es denkbar, Stuhlproben von CED-Patienten in Remission zu lagern und bei einem erneuten Schub mittels auto-FMT einzusetzen.
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Quelle:
Vortrag Marie Joossens, Belgien: “Current knowledge: What is the problem with FMT therapy?” am 10.07.2021.