Newsletter Hamburger Expertenkreis – Ausgabe 2-2022

Neue Strategien zur Rezidivprophylaxe von Clostridioides-difficile-Infektionen zielen auf eine Heilung der Dysbiose. Warum das Sinn macht und welche Ansätze überzeugen, berichtet Dr. med. Carolin Manthey, Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf.

Clostridioides-difficile-Infektionen (CDI) gehören zu den relevantesten gastrointestinalen Infektionen im klinischen Alltag. Ursache ist meist eine Antibiotikatherapie, die eine Dysbiose der Mikrobiota auslöst und deren Kolonisationsresistenz stört. Bei intakten Verhältnissen hält die Mikrobiota Clostridioides difficile in Schach, indem sie für eine hohe Konzentration an sekundären Gallensäuren im Kolon sorgt, die eine Sporenbildung des Erregers verhindern. Ist die Mikrobiota durch Antibiotika dezimiert, mangelt es an sekundären Gallensäuren und Clostridioides difficile können sich vermehren.1 Die Regeneration bzw. Wiederherstellung der Mikrobiota ist daher ein zentrales Ziel für die Prophylaxe und Therapie von CDI. Das gilt insbesondere für rekurrente Infektionen (rCDI), die schwierig in den Griff zu bekommen sind. Eine hocheffektive Therapie ist der fäkale Mikrobiota-Transfer (FMT), der ab dem zweiten Rezidiv empfohlen wird und Heilungsraten von mehr als 90 % erreicht.2 Sein Einsatz ist allerdings mit strengen Auflagen verbunden, u. a. um das Risiko einer Übertragung von Enteropathogenen oder multiresistenten Keimen oder anderen Erkrankungen auszuschließen.

Einlauf oder Kapseln mit Bakterien und Sporen

Alternativ entwickeln Forschende weltweit reproduzierbare Präparate auf der Basis von fäkaler Mikrobiota. Einige sind bereits weit in der klinischen Erprobung. Ein Beispiel ist RBX2660, ein mikrobiotabasiertes Lebend-Biotherapeutikum (Bacteroidetes und Firmicutes) zur Prävention von rCDI, das als Einlauf appliziert wird. Hersteller ist Rebiotix, ein Ferring-Unternehmen. Das Präparat wurde in sechs klinischen Studien bei mehr als 600 Teilnehmenden untersucht. In der zulassungsrelevanten Phase-3-Studie PUNCH CD3, in die 267 Patientinnen und Patienten mit rCDI eingeschlossen waren, erhielten die Teilnehmenden nach einer Antibiotikabehandlung RBX2660 oder Placebo. 70,4 % sprachen auf eine einmalige Applikation von RBX2660 an und waren nach acht Wochen rezidivfrei, versus 58,1 % in der Placebogruppe.3,4 Das Präparat SER-109 des Unternehmens Seres Therapeutics zeigt ähnliche Wirksamkeitsraten. Die Kapseln mit Firmicutes-Sporen von gesunden Spendern zur oralen Einnahme wurden in einer Phase-3-Studie mit 182 Patientinnen und Patienten getestet. Acht Wochen nach der Einnahme von je vier Kapseln an drei aufeinanderfolgenden Tagen lag die Rekurrenzrate mit SER-109 bei 12 %, versus 40 % mit Placebo.5

Antibiotikatherapie mit Mikrobiotaschutz

Zur Prävention einer Erstinfektion werden kleine Moleküle getestet, die das Mikrobiom während einer Antibiotikatherapie schützen sollen. Ribaxamase beispielsweise ist eine β-Lactamase, die zusammen mit β-Lactam-Antibiotika verabreicht wird und in den Darm sezernierte Antibiotikaresiduen inaktiviert. In einer klinischen Phase-2b-Studie mit 412 Patientinnen und Patienten, die wegen einer Pneumonie mit Ceftriaxon behandelt wurden, traten in der Ribaxamasegruppe vier Wochen nach Antibiotikatherapie weniger CDI auf als in der Placebogruppe.6

Fazit für die Praxis

Mikrobiotabasierte Biotherapeutika, bakterielle Sporen und Konsortien haben viel Potenzial für eine effektive Prophylaxe von CDI-Rezidiven.

Dr. med. Carolin Manthey

PD Dr. med. Carolin Manthey

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Literatur:

1 Khoruts A, Staley C, Sadowsky MJ. Nat Rev Gastroenterol Hepatol. 2020; 18(1): 67 –80.

2 Van Nood E et al. New Engl J Med. 2013; 368(5): 407 –15.

3 Blount K et al. Open Forum Infectious Diseases. 2021; 8(Suppl 1): S624 –25.

4 https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03244644

5 Feuerstadt P et al. N Engl J Med. 2022; 386(3): 220 –29.

6 Kokai-Kun JF et al. Lancet Infect Dis. 2019; 19(5): 487 –96.

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