Ernährung und CED: Wie Diätwechsel Immunreaktionen beeinflussen

Newsletter Hamburger Expertenkreis – Ausgabe 1-2022

Ob Schlemmerwochenende oder Veggietage: Die Mikrobiota passt sich rasch an kurzfristige Diätwechsel an. Ob und wie das intestinale Immunsystem darauf reagiert, untersucht Prof. Dr. med. Nicola Gagliani, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Die Umwelt hat großen Einfluss auf die Entstehung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Das zeigt unter anderem eine Studie aus Kanada, das zu den Ländern mit der weltweit höchsten CED-Inzidenz gehört. Je jünger Menschen sind, wenn sie kanadischen Umweltfaktoren ausgesetzt sind, desto höher ist das CED-Risiko. So erkrankten Kinder von Immigranten aus Regionen mit niedriger CED-Inzidenz mit der gleichen Häufigkeit wie kanadische Kinder, während das Risiko bei den Eltern geringer war.1 Eine Ursache für die steigende CED-Inzidenz in westlichen Ländern könnte die dort typische üppige Ernährungsweise mit einem hohen Anteil an Zucker und Fett sein. Die Präferenz für hochkalorische, energiedichte Lebensmittel ist ein Relikt aus der Zeit der Jäger und Sammler, als Fleisch und Fett rar waren. Damals entwickelte der Mensch Mechanismen, um sich schnell und dynamisch an die jeweilige Ernährung anzupassen – vor allem mithilfe der Mikrobiota. In seltenen Phasen des Überflusses etablierte sich sofort ein Set an Darmbakterien, das maximal viel Energie aus der Nahrung gewinnen und die Verdauung optimieren konnte. Dieses uralte Programm ist heute noch aktiv: Studien zeigen, dass sich die Zusammensetzung der Mikrobiota innerhalb von drei Tagen nach einer Ernährungsumstellung größtenteils verändert hat.2

Schwächt schlemmen das Immunsystem?

Ein Forschungsteam der Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf untersucht nun, ob das Immunsystem ebenso schnell auf die Änderungen der Mikrobiota reagiert wie diese auf eine veränderte Ernährung. Ziel ist zu identifizieren, welche mikrobiellen Metaboliten dabei eine Rolle spielen und ob sie möglicherweise Ansätze für eine gezielte Beeinflussung inflammatorischer Prozesse im Darm bieten.

Fazit für die Praxis

Möglicherweise kann die kurzfristige Umstellung auf eine gesunde Ernährung dazu beitragen, pathologische Immunantworten im Darm zu revidieren. Denkbar ist außerdem die Entwicklung mikrobiombasierter Therapieansätze, um das Immunsystem antiinflammatorisch zu prägen.

Prof. Dr. med. Nicola Gagliani

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Literatur:

1 Benchimol E et al. Am J Gastroenterol. 2015; 110: 553–63.

2 Tuganbaev T et al. Cell. 2020; 182(6): 1441-1459.e21.

Aktuelle Themen

COVID-19: Welche Rolle spielt das Mikrobiom?

Die Mikrobiota prägt eine Subgruppe von T-Zellen, die bei CED-Patienten Entzündungen im Darm auslösen. Könnte sie genutzt werden, um Schübe zu verhindern? Hintergründe und Perspektiven erklärt PD Dr. med. Sebastian Zundler, Universitätsklinikum Erlangen.

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