Newsletter Hamburger Expertenkreis – Ausgabe 1-2022

Stört Gluten die Mikrobiota und erhöht damit die Anfälligkeit für CED? Diese Frage erforscht Prof. Dr. med. Samuel Huber, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Das Proteingemisch Gluten kommt in vielen Getreiden vor. Je nach Sorte besteht es aus unterschiedlichen Proteinen, im Weizen z. B. aus Gliadin und Glutenin. Weizen ist Bestandteil vieler Lebensmittel und liefert in Deutschland circa ein Viertel der täglichen Gesamtkalorien.1,2 Entsprechend schwierig ist es, Gluten konsequent vom Speiseplan zu streichen. Genau das versuchen viele Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa: Sie vermuten hinter Beschwerden wie Fatigue, Bauchschmerzen, Blähungen und Diarrhoe eine Glutensensitivität und hoffen auf Besserung dieser Symptome, wenn sie sich glutenfrei ernähren. 3 Die Datenlage ist allerdings heterogen: Einige Studien kamen zu dem Schluss, dass eine glutenfreie Ernährung die Beschwerden bei bis zu 25 % der CED-Patientinnen und -Patienten lindert, andere fanden keinen Zusammenhang zwischen Gluten und CED.4 Studien an Mausmodellen zeigen, dass sich eine bestehende Colitis verstärkt, wenn die Tiere glutenreiches Futter bekommen. Hypothesen zufolge könnte Gluten inflammatorisch wirken, indem es eine Dysbiose verursacht, die Darmbarriere stört oder Tight Junctions im Darm schädigt.5

Optimierung der Mikrobiota

Angesichts der unklaren Datenlage untersuchen Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, ob Patientinnen und Patienten mit CED von einer glutenfreien Diät profitieren – und wenn ja, wie lange sie eingehalten werden muss. Erste Experimente mit Mäusen deuten an, dass sich die Mikrobiota unter einer glutenfreien Diät positiv verändert: Es reicherten sich Bakterien in der Mikrobiota an, die Butyrat bilden und antiinflammatorisch wirken.

Fazit für die Praxis

Der Einfluss von Gluten auf das CEDRisiko wird aktuell in einer Interventionsstudie untersucht: CEDPatientinnen und -Patienten halten 78 Wochen lang entweder eine glutenfreie oder eine mediterrane Diät ein. Dabei werden Blut-, Stuhl- und Mukosaproben gesammelt, um ein Immunzellprofil zu erstellen. Die Studie soll zeigen, ob eine dauerhafte glutenfreie Ernährung zur Normalisierung der dysbiotischen Mikrobiota bei CED führt.

Prof. Dr. med. Samuel Huber, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Prof. Dr. med. Samuel Huber

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Literatur:

1 Zentgraf H. Mehlreport. 2013; online www.mehlreport.de.

2 Biesiekierski JR et al. J Gastroenterol Hepatol. 2017; 32: 78-81.

3 Catassi C et al. Nutrients. 2015; 7(6): 4966-77.

4 Limketkai B et al. Scand J Gastroenterology. 2018; 53(2): 147-51.

5 Menta PLR et al. Br J Nutr. 2019; 121(4): 361-73.

 

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